Feuerwehr Marsberg

Freiwillige Feuerwehr der Stadt Marsberg

Eingeklemmt nach Verkehrsunfall: Feuerwehr rettet zwei Schwerverletzte

- Realitätsnahe Einsatzübung der Feuerwehren aus Fürstenberg und Essentho -

 

Essentho: Ein schwerer Verkehrsunfall forderte am Abend des 5.8.2019 die Feuerwehren aus Fürstenberg und Essentho heraus: Zwischen Essentho und Fürstenberg kam ein mit zwei Insassen besetzter PKW aus ungeklärten Gründen von der Fahrbahn ab, überschlug sich und kam auf der Straße wieder zum Stehen. Die beiden Insassen zogen sich dabei schwere Verletzungen im Rücken- und Oberkörperbereich zu und waren in ihrem Fahrzeug eingeklemmt.

Die alarmierten Einsatzkräfte von Feuerwehr und Rettungsdienst sahen sich an der Unfallstelle mit einer herausfordernden Situation konfrontiert, die unter Leitung vom Leiter der Feuerwehr Marsberg, Josef Straub, binnen einer knappen Stunde bewältigt werden konnte: In dieser Zeit waren die Personen aus dem Auto befreit und dem Rettungsdienst übergeben. Glücklicherweise handelte es sich dabei nicht um einen tatsächlichen Einsatz, sondern um eine gemeinsame Einsatzübung der Feuerwehren aus Essentho und Fürstenberg.

Bereits seit mehreren Jahren führen die benachbarten und befreundeten Feuerwehren aus Essentho und Fürstenberg gemeinsame, städteübergreifende Übungen durch. In diesem Jahr stand eine Hilfeleistungsübung auf dem Dienstplan, die Essenthos Löschgruppenführer Cyrill Stute ausgearbeitet hatte. Neben der Löschgruppe Essentho und dem Löschzug Fürstenberg nahmen auch Rettungsdienst und DRK an der Übung teil. Um das Szenario realistisch darzustellen, unterstützte die Firma „xtra-fx“ aus Hövelhof die Übung mit zwei entsprechend geschminkten Verletzten-Darstellern. Die Zentrale des Gerätehauses in Marsberg wurde von zwei Kameraden besetzt, die die Aufgabe der Leitstelle übernahm.

 

Die entsprechend geschminkten Verletztendarsteller

Gegen 19.15 begann die Übung mit der Alarmierung der beteiligten Einsatzkräfte. Kurz zuvor hatte eine kurze Einweisung im Gerätehaus in Essentho stattgefunden. Als ersteintreffende Einsatzkräfte erreichten Einsatzleiter Josef Straub und sein Führungsassistent Michael Hüwel die Einsatzstelle, die sogleich mit der Erkundung begannen: Ein PKW hatte sich überschlagen und kam auf einer Kreuzung zur L549 zum Stehen. Die beiden Insassen waren eingeklemmt und offensichtlich schwer verletzt: Beide waren zwar ansprechbar, trugen durch den Unfall deutliche Wunden davon: Der Fahrer klagte über Schmerzen an Rippen und Oberkörper, Schmerzen beim Atmen und Atemnot. Die Beifahrerin klagte über Schmerzen im Nacken und Rücken und hatte schwere Verletzungen an Kopf und rechtem Unterarm. Ebenso waren beide Insassen eingeklemmt, die Fahrzeugtüren ließen sich nicht mehr öffnen. Aus der Motorhaube trat Rauch aus, wofür austretendes Kühlwasser ursächlich war.

Bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes übernahmen First-Responder-Kräfte der LG Essentho die Erstversorgung und Betreuung, die Feuerwehren aus Essentho und Fürstenberg bereiteten den Einsatz von hydraulischem Rettungsgerät vor, stellten den Brandschutz sicher und unterbauten das Fahrzeug.


Die ersten Maßnahmen: Lageerkundung, Erstversorgung, Einweisung der Gruppenführer.

Die vorgefundene Lage machte eine intensive Koordination von Feuerwehr und Rettungsdienst erforderlich: Nach Eintreffen des Rettungsdienstes bildete der Einsatzleiter folgerichtig zwei Einsatzbschnitte: Die technische Rettung übernahm sein Führungsassistent Michael Hüwel, die medizinische Rettung wurde Jens Garbes von der Rettungswache Marsberg übertragen. Der Einsatzleiter hielt den Funkverkehr zur simulierten Leitstelle aufrecht, die situationsangemessen die Übung begleitete.

Durch Wegnahme der Türfenster wurden zuerst Versorgungsöffnungen zu den Verletzten geschaffen, durch das Heck wurde ein innerer Retter ins Fahrzeug geschickt: Dadurch war eine umfassende medizinische Erstversorgung und Sichtung der beiden Verletzten vorgenommen. Ebenso wurde der Motorraum kontrolliert, dazu die Motorhaube mittels Spreizer geöffnet.


Die ersten Maßnahmen: Umfangreiche medizinische Erstversorgung der Verletzten

Die unterschiedlichen Verletzungsmuster beider machten, wie von der Übungsleitung vorgesehen, eine Priorisierung der Patienten bzgl. der Rettung notwendig: Während die Beifahrerin Symptome eines Schädel-Hirn-Traumas aufwies, aber stabil blieb, stellte sich die Situation des Fahrers als zeitkritischer dar: Bei ihm war eine zunehmende Flachatmung und instabiler Kreislauf zu diagnostizieren.

Folgerichtig wurde zuerst eine schnelle Rettung des Fahrers aus dem PKW vorgenommen: Dazu wurde mit Schere und Spreizer die Fahrertür geöffnet sowie das Dach des PKW abgetrennt und vom Fahrzeug gehoben. Anschließend erfolgte die Befreiung des Fahrers aus dem PKW. Da es bei ihm kurz darauf zu einem Atemstillstand kam, mussten die Rettungskräfte eine Beatmung einleiten, die erfolgreich verlief. Nach Stabilisierung des Fahrers wurde er zur Weiterversorgung in einen RTW gebracht.


Rettung des Fahrers nach der Dachabnahme

 

Bestandteil des Szenarios: Atemstillstand beim Patienten, Beatmung erforderlich!

Rechtes Bild, am linken Rand: Christian Fortmeier, Inhaber der Firma xtra-fx, selbst Notfallassistent, begleitet Schauspieler und Einsatzkräfte

Bei der Beifahrerin entschied sich die Einsatzleitung für eine schonende Rettung. Nach Erstversorgung ihrer Verletzungen und Stabilisierung der Wirbelsäule mittels Stiff-Neg sollte die Rettung mittels KED-System (eine Art Rettungskorsett) und Spineboard erfolgen. Zunächst legten Kräfte des Rettungsdienstes der Patientin das KED-System an, Feuerwehrleute sorgten mittels hydraulischem Rettungsgerät für eine ausreichend große Versorgungs- und Befreiungsöffnung. Dazu wurden beide Beifahrertüren samt Holm entfernt.

Zuletzt wurde das Spineboard in Position gebracht und die Patientin vorsichtig auf dieses Rettungsgerät umgelagert: Zuerst wurde das Gerät zwischen Rücken und Sitzlehne platziert, anschließend wurde die Patientin, durch das KED-System stabilisiert, durch zwei Retungskräfte vorsichtig auf das Spineboard gezogen, während weitere Einsatzkräfte dieses behutsam nach hinten kippten, um die junge Frau nach hinten heraus aus dem PKW tragen zu können.


Rettung der Beifahrerin: Anlegen des KED-Systems zur Stabilisierung der Wirbelsäule; Vergrößern der Befreiungsöffnung


Rettung der Beifahrerin auf dem Spineboard aus dem PKW-Wrack.

Mit der erfolgreichen Rettung der Beifahrerin beendete Übungsleiter Cyrill Stute die Übung, der sich noch vor Ort ein kurzes Feedback samt Auswertungsgespräch anschloss. Dies nutzten die beteiligten Führungskräfte, um den ein oder anderen Kritikpunkt anzusprechen und sich Anregungen für künftige Einsätze zu geben.

Insgesamt konnten alle Beteiligten ein positives Fazit ziehen: Nach einer knappen Stunde waren beide Patienten befreit und dem Rettungsdienst übergeben, die Zusammenarbeit der beteiligten Einsatzkräfte lief reibungslos. Die Bildung zweier Einsatzabschnitte mit je eigenem Abschnittsleiter erwies sich als sinnvoll und effektiv und entlastete Führungskräfte und Einsatzleiter spürbar. Auch der Funkverkehr und die Koordination mit der simulierten Leitstelle gelang.

Etwa 50 Einsatzkräfte von Feuerwehr und DRK nahmen an dieser Übung teil. Besonderer Dank gilt dem Team der Firma „xtra-fx“ aus Hövelhof, die für realitätsnahe Verhältnisse an der Einsatzstelle sorgte: Beide Patienten waren dem Unfall entsprechend geschminkt und instruiert, so dass jeder Übungsteilnehmer einen guten Eindruck bekommen konnte, wie solche Einsätze unter Realbedingungen ablaufen. Für das Team nichts Neues: Realitätsnahe Darstellung von Einsatzübungen ist ein Spezialgebiet dieser Firma, die u.a. auch am IdF in Münster Lehrgänge und Seminare entsprechend begleitet (z.B. beim ZF-Aufbau-Lehrgang).

 

Nach Übungsende: Das zerlegte Fahrzeug; Gelegenheit zur Auswertung

Mit einem kleinen Imbiss am Gerätehaus in Essentho ließen alle Beteiligten diesen erfolgreichen wie besonderen Übungsabend gemütlich ausklingen.